Bianka

Die Karpaten – endlich ist es soweit!

(August 2020)

Kennt Ihr das? – Seit Jahren möchte man irgendwohin, doch immer wieder gibt es andere Ziele, andere Wege. Corona hat mich in der Tat endlich in diese Ecke verschlagen, weil eine andere Reiter-Reise ausfallen musste. Somit musste ich rasch umdisponieren, wollte unbe-dingt viel reiten und zwingend endlose Wildnis und Freiheit spüren. Wo zu finden?

In den Karpaten, besser bzw. anders: Siebenbürgen

Irgendwie bin ich dann bei meiner Internetsuche zu Hipparion gekommen mit einem grandiosen Angebot. Bären finde ich spannend, habe jedoch sehr großen Respekt, wenn nicht so-gar Angst. Aber eine geführte Tour mit Pferden, genau DAS hat mich interessiert und schien mir sicher.

Auch wenn für den vorn mir gewählten Zeitraum nur Wochenritte verfügbar waren, so war man bei Hipparion, von Anfang an absolut flexibel, ich bekam ein maßgeschneidertes Angebot.

Mit der Anreise per Bahn nebst Abholung vom Bahnhof in Gheorgheni per Land-Rover, begann das Abenteuer „Wildnis“. Bevor ich am Hof war, fühlte ich mich bereits als Teil des Teams durch die bis dahin fröhlich/freundliche Kommunikation mit Katrin und das mir sodann avisierte Frühstück. Immerhin kam ich morgens um 8 h am Ziel an, wo üblicherweise nirgends ein Check-In möglich ist.

Meinen Ankunftstag (ein Samstag) nutzte ich als Ruhetag nach dem super leckeren Frühstück mit „natürlich“ selbstgemachter Blaubeermarmelade von Brigitta, unserer Kochmeiste-rin am Hof, um die Gegend zu erkunden und die Pferde auf der Weide kennenzulernen.

Brigitta, unsere mega Köchin ist auch am offenen Feuer absolut der Held!!!

Ohne Strom, kein Internet, keinen Handyempfang und nix Auto (mit Ausnahme des Landro-vers), auch keinerlei Flieger am Himmel, kommt man hier rasch runter vom Alltag.

Der Rest meiner Reitertruppe der ersten Woche trudelte im Laufe des Tages ein, und so gab es dann in der urgemütlichen Blockhütte am Abend das erste gemeinsame Abendessen.

Noch einen Blick in den Himmel mit großem Sternenkino, dann ab ins sehr gemütliche Zim-mer und mit vielen Eindrücken und sofort weggenickt. Meine erste Woche begann.

Beim Frühstück am nächsten Morgen wurden die Pferde nach Leistungsvermögen absolut optimal von Katrin und Csaba eingeteilt. Zum ersten Mal hieß es Proviant für das Sattelta-schenpicknick fertigmachen und die Packtasche füllen, Regensachen nicht vergessen, im-mer dabeihaben, so wurde es uns so erklärt, dass das auch wirklich niemand vergaß. Auch für mich war das als alter Reiterhase Premiere, da ich noch nie zuvor mit Packtaschen gerit-ten bin. Gespannt war ich auch auf mein Pferd, eine temperamentvolle und reinrassige Lipiz-zaner-Stute. Die Charaktereigenschaften waren bei uns Zweien jedenfalls identisch, top!

So war schnell ein Tagesablauf eingespielt: Nach dem Frühstück die Pferde von der Weide holen (oft erstmals suchen!), putzen, satteln und Abritt. So gab es vier ganze Tage in Folge sehr abwechslungsreiche Tagesritte zwischen 4 – 6 Stunden durch die wundervolle Land-schaft der Karpaten, auch in flottem Galopp, wenn es das Gelände zuließ, Katrin vorweg.

Unterwegs häufiges Auf- und Absteigen, völlig egal auf welcher Seite, hier ist man ent-spannt.

Nie zuvor bin ich durch derart dichtes Unterholz geritten und tausche mich mit den Mitreitern aus, die ebenso gleiche Rückmeldung geben, dass eben kein deutsches Sportpferd derar-tige Wege gehen würde.

Wir sind allesamt mit uns und unserer Umgebung zufrieden. Egal ob Schritt, Trab und Ga-lopp, die Landschaft hinterlässt bei uns Eindrücke, die in unserem Kopf für alle Zeiten festsit-zen werden. Hier gibt es Natur pur: Ungebändigt, urig, wild und unberührt.

Katrin erklärte uns die vielen Kräuter, häufig stieg sie ab und nahm einen Pilz mit, der „natürlich“ zuvor allen Mitreitern präsentiert wurde. Wir ließen uns erklären, was wir am Wegrand zu sehen bekamen. Welch Glück, dass wir nur 5 Personen mit gleichem Leistungsniveau waren und uns als eine Gruppe zusammengehörig fühlten mit Andi als weiterer Person und angereisten sportlichen Nichtreiter, der aber dann doch auch zweimal mitgeritten ist. Glück gehabt mit dieser Gruppe, grandios.

Das Gelände ist häufig schwer zu durchreiten aufgrund der Gebirgszüge, und wir kamen überwiegend in einer nicht so schnellen Gangart voran, was keinesfalls negativ ist, da wir uns auf Bäume und Sträucher konzentrieren mussten.

Die immer gesuchten Bären sahen wir aber zu keinem Zeitpunkt, lediglich Fußspuren zeig-ten, dass es hier wirklich welche gibt.

Nach der täglichen Heimkehr am Nachmittag stand ausnahmslos ein leckerer Snack von Bri-gitta bereit mit frisch gebackenem Kuchen oder anderen Leckereien. Rundum-Versorgung garantiert nebst einiger Kilos Zunahme an Lebendgewicht. Neben dem Snack gab es bei uns immer ein Bad im Hotspot, den keiner von uns missen wollte.

Nach der Muskellockerung im Hotspot und den leckeren Kaffeesnacks wurde geplauscht, natürlich auch mit Katrin und Csaba, denn es gab immer etwas zu erzählen. Hauptthema wa-ren natürlich immer die Pferde, auf die wir uns in diesem schweren Gelände so sehr verlas-sen konnten. Keiner von uns hatte zu irgendeinem Zeitpunkt Zweifel, ob wir es nicht über einen Baumstamm oder durch absolutes Dickicht schaffen würden. Diese Pferde sind Partner.

Der Abschluss meiner ersten Woche war ein 2tägiger Ritt mit Übernachtung in einer Pen-sion, den wir alle sehr genossen. Für mich ein erster Vorgeschmack auf die Folge-Woche, in der ein Dreitagesritt mit zwei Übernachtungen in Zelten anstand. Nach einem sehr herzlichen Empfang in der Pension und einem opulentem Mahl waren wir recht groggi, denn auch hier hieß es wieder zum Abschluss: Eggeschegere!

Die kommende Reiterwoche gestaltete sich ähnlich der Woche 1, es gab zunächst Tages-ritte, um das Gelände und das zugeteilte Pferd kennenzulernen. Auch die andere Art beim Zäumen und Satteln (aufgrund des Materials) musste erlernt werden. Das setzte aber jeder recht zügig um und half gegebenenfalls dem Nachbarn, falls es Probleme gab.

Ein Wanderritt mit Zelten und Packpferd, das war für mich das absolute Highlight. Schon al-lein ein Packpferd zu beladen (immerhin benötigt man vier Personen hierfür) ist ein Aben-teuer. So zogen wir als kleine Karawane hoch in die Berge, wohin uns Csaba zu einem wun-derschönen Fleckchen führte.

Aufgaben der Gruppe waren hier aber auch Mithilfe beim Kochen, Holzsammeln, Abspülen und vor allem eine Bärenwache zu halten. So manch einer dachte in der Tat, das sei ein Scherz. Schon komisch, mit welchen Vorstellungen der Eine oder Andere hier ankommt.

Trotz Dauerregen am ersten Abend, aber einem trockenen Zeltaufbau zuvor, war die Stim-mung am Lagerfeuer super und auch die Bärenwache haben alle heil überstanden.

Beim Holzsammeln wurden nebenher noch Erd- und Blaubeeren gepflückt und der zweite – dann auch trockene Abend – war grandios, nicht zuletzt deswegen, weil wir einfach auch ge-nügend Wein und Schnaps mitgenommen hatten, soviel passte zumindest in die Sattelta-schen: „Eggeschegere“!

Glücklich und zufrieden landeten wir am Nachmittag von Tag 3 am Hof und ließen den Abend am Lagerfeuer – wie so häufig – ausklingen.

Ich gönnte mir noch einen Ruhetag, um am Sonntag (meinem Abreisetag) nochmals in den Sattel zu steigen und mit einigen anderen einen schönen Sonntagsritt als Abschluss zu ab-solvieren.

Mit etwas Wehmut, aber auch mit absoluter Entspannung in der aktuellen Krise, schaue ich zurück, viele Bilder sind im Kopf. Keine Minute möchte ich missen, habe das Handy nicht vermisst und wünsche mir, dass ich nächstes Jahr wiederkommen kann, wenn die Reise-möglichkeiten dies zulassen

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